Ein Lichtblick: die Lichtkünstlerin Inge Dick

“Das Licht ist unfassbar”, sagt Inge Dick. Und doch gelingt es der Malerin und Fotografin das Licht “einzufangen”. Und wer sich mit ihrem Werk beschäftigt, der versteht mehr vom Licht, seiner Kraft und vor allem von seiner unendlichen Farbenvielfalt.

Auch mich beschäftigt das Licht und seine Wirkung in meinen Fotografien und Filmen immer stärker. Licht ist ein großes Stilmittel, wenn man es mutig einsetzt.  Und Mut hat Inge Dick in ihrem Leben besessen. Jetzt ist sie 80 Jahre alt, hat den Österreichischen Kunstpreis für Künstlerische Fotografie bekommen. Unermüdlich ist sie kreativ und setzt neue Ideen um. Ich hatte das große Glück und die Freude sie dank des Ingolstädter Museums für Konkrete Kunst (MKK) in ihrer Heimat am Mondsee in Österreich besuchen und für die Ausstellung “raum licht zeit” filmisch zu porträtieren. 

Ohne Licht gäbe es kein Leben”, sagt Inge Dick. Ohne Licht hätten wir keine Nahrung, es wächst nichts ohne Licht, die ganze Buntheit würde fehlen: “Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen.” Von Inge Dick kann man viel über das Licht lernen. In ihrem Werk, das jetzt in Ingolstadt gezeigt wird, hat sie das Licht in seine einzelnen Farben zerlegt. Und dabei macht sie das Unsichtbare sichtbar. Faszinierend!

Mit ihrem “Jahreslichtprojekt” ist sie jetzt im Museum für Konkrete Kunst und Design (MKK) in Ingolstadt zu sehen (bis 5. Dezember 2021). Das Projekt ist so einfach wie genial und vorläufiger Höhepunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung von Inge Dick. Sie hat in einem puren weißen Raum eine weiße Fläche über mehrere Tage mit einer festen Blende und einem festen Weißabgleich gefilmt. Und das jeweils in den vier Jahreszeiten. Sie selbst war völlig begeistert, wie gewaltig das Farbenspektrum unseres Lichts ist. Das hat sie festgehalten und dabei hunderte unterschiedlicher Farben als “Stills”, also als Standbilder erhalten. Und aus diesen hat sie Farben ausgewählt und künstlerisch in unterschiedlichste Bilder umgesetzt:  herbst licht weiss, sommer licht weiss, winter licht weiss, frühling licht weiss heißen die Arbeiten, die in Ingolstadt in vielfältigen Formen zu sehen sind. 

Für Simone Schimpf, langjährige Direktorin des MKK, ist das Faszinierende an Inge Dicks Arbeiten, dass sie etwas sichtbar machen, was wir mit unserem Auge nicht wahrnehmen können. Wir spüren zwar wie sich das Licht verändert, sagt sie, aber wir werden die einzelnen Farbtöne, die Inge Dick zeigt, nie genau beschreiben können. “Das ist immer wieder unglaublich überraschend, wenn ich davor stehe. Das soll eine weiße Wand sein, die abgefilmt worden ist und hat diese Farbigkeit. Das Verrückte ist, dass alle Farben dabei sind außer Weiß und Schwarz. Es berührt uns so tief, weil wir hier Licht ganz anders erleben.” Das MKK, das Simone Schimpf nach dieser Ausstellung verlässt, weil sie in Nürnberg Direktorin des Neuen Museums geworden ist, ehrt Inge Dick: sie gehört dauerhaft zu den Künstlerinnen der Stiftung des MKK – eines ihrer Werke wurde für die Ingolstädter Sammlung angekauft. 

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Der Film zur Ingolstädter Ausstellung.

Zuhause ist Inge Dick am Mondsee in Österreich. In einem alten Bauernhaus hat sie dort, wo einst das Heu gelagert wurde, ein lichtdurchflutetes Atelier mit Blick über den Mondsee. Es ist nicht der See und die gegenüberliegende Drachenwand, die ihre Arbeiten bestimmen, es sind die Lichtstimmungen, die dort herrschen. “Woanders würden die Arbeiten anders werden”, sagt Inge Dick.

Ihre Leidenschaft für die Kunst hat Inge Dick schon sehr früh erkannt. Ihre Mutter war Graphikerin und Malerin. Und Inge hat ihr zugesehen und hat sich gedacht, ich möchte auch Malerin werden. Der Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen. Inge Dicks Mutter stirbt als sie zehn Jahre alt ist. Ein abwechslungsreicher Lebenslauf, mit nur zwei Semestern auf der Akademie in Wien, weil dann ihre beiden Kinder geboren werden. “Ich bin überzeugt, dass man einen Schutzengel hat”, sagt Inge Dick. Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann kommt sie schließlich mit ihrem zweiten Mann Rolf an den Mondsee, wo sie bis heute den Bauernhof seiner Familie bewohnen. Die Landwirtschaft haben sie mittlerweile auf die Zucht von Isländer-Pferden umgestellt. In Österreich hat sie auch sakrale Kunst für Kirchen oder einen Meditationsraum in Salzburg geschaffen.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Inge Dick bei einem zweitägigen Besuch bei ihr am Mondsee und beim Aufbau der Ausstellung in Ingolstadt kennenlernen durfte. Meinen Blick auf das Licht und die Farben und die Zeit hat sie geschärft. Und dann gab es noch einen kleinen persönlichen Höhepunkt. Inge Dick hat uns in Neuburg an der Donau besucht – nun ist unsere Pizza zur Kunst erhoben!

Das Herzensprojekt “7 Kapellen”

Aus Holz müssen sie sein und ein Kreuz müssen sie haben. Mit diesen beiden schlichten Vorgaben beflügelte die Siegfried-und-Elfriede-Denzel-Stiftung die Phantasie von sieben renommierten Architekten. Herausgekommen ist das Projekt “7 Kapellen” mit außergewöhnlichen und zum Teil spektakulären Kirchenbauten. Auch die besonderen Standorte in der Natur gehören zum Erfolgsrezept. Entstanden sind sie im Landkreis Dillingen an der Donau, ganz im Westen von Bayern, nicht gerade der Nabel der Welt. Und dennoch gelang es den Initiatoren Architekten wie den Briten John Pawson und den Deutschen Volker Staab ins Boot zu holen. Wer sich für Architektur interessiert und für kontemplative ruhige Orte, der sollte die “7 Kapellen” besuchen.

Von 2018 bis 2020 wurde nach passenden Standorten in der freien Landschaft im weitläufigen und dünn besiedelten schwäbischen Landkreis Dillingen gesucht. Es wurde geplant, konstruiert, gefertigt, aufgebaut und geweiht. Ein Projekt, das unter einem guten Stern stand. Ein Projekt mit ganz viel Segen! 
















Wetterlage, Tageszeit und Lichtstimmung

Für viele Beteiligte war es ein “Herzensprojekt”, wie Alexander Gumpp vom Holzbauunternehmen Gumpp & Maier aus Binswangen es nennt. Seine Firma hat die Entwürfe der Architekten umgesetzt und gebaut. Für Projektleiter Alfred Bühler von Gumpp & Maier, den schwäbischen Bezirksheimatpflegern (bis 2020) Peter Fassl, von dem die Idee stammt, und für Stifterpersönlichkeit Siegfried Denzel (89) ist es ein “Herzensprojekt” geworden. Er wollte nach einem erfolgreichen Leben als Unternehmer mit seiner Frau Elfriede etwas Bleibendes schaffen. Nahm zunächst eine Million Euro in die Hand – die am Ende für das Projekt nicht gereicht haben – und überzeugte mit seinen Mitstreitern Architekten Kapellen zu entwerfen. Für viele von ihnen war es die erste Kapelle in ihrem Leben. 

Ich bin im Sommer 2019 auf das Projekt gestoßen und habe seitdem den Bau von vier der sieben Kapellen umfangreich mit der Kamera und dem Herzen begleiten können. Denn auch für mich ist es ein Projekt mit viel Leidenschaft geworden. Jeder Besuch bei einer der Kapellen ist etwas Besonderes. Und ich freue mich darauf, sie immer wieder in Ruhe zu sehen, wahrzunehmen, zu ganz unterschiedlichen Tageszeiten, Wetterlagen und Lichtstimmungen. Denn genau das ist der Reiz der “7 Kapellen”. Diese Orte zum Innehalten, Nachdenken und Beten ganz unterschiedlich zu erleben. Da sie immer geöffnet und schlicht gehalten sind, kann man den Ort immer wieder anders erleben. Und: es sind nicht nur Orte für Christen. Jeder kann sie besuchen, ob er glaubt oder nicht und egal welcher Konfession oder Weltanschauung er angehört. Ganz bewußt wurde – bis auf das Kreuz – auf große religiöse Symbolik verzichtet. Das Holz und die Konstruktion spricht für sich.

Kapelle Oberthürheim von Christoph Mäckler

Kurz vor Weihnachten 2020 wurde als letzte die Kapelle bei Oberthürheim fertiggestellt. Entworfen hat sie der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler. Er orientierte sich als einziger Architekt an der Form einer klassischen Kirche. Durch den Baustoff Holz, das Kreuz und rund 170 kleine, zehn mal zehn Zentimeter großen Fenster, ist wieder eine außergewöhnliche, keineswegs klassische Kapelle entstanden. Sie steht am Rande des Donauried, einer weitläufigen landwirtschaftlich geprägten Flusslandschaft im Landkreis Dillingen.


Standort der Kapelle Oberthürheim
































Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im Dezember 2020.

https://youtu.be/KhtJWhudcGs

Kapelle Ludwigschwaige von Alen Jasarevic

An betende Hände hat Architekt Alen Jasarevic gedacht, als er die Kapelle an der Ludwigschwaige bei Buttenwiesen entworfen hat. Ein spitz aufragender beeindruckender Bau inmitten freier Natur an einem Waldrand erwartet die Besucher. Ganz besonders auch der Innenraum. Bildhauer Josef Zankl hat mit einem Schnitzeisen geschätzte zwei Millionen Kerben in das weiche Holz der Weißtanne geschnitzt. Und je nach Sonnenstand verändert sich die Stimmung in der Kapelle. Das Licht kommt von einer Öffnung am oberen Ende der Kapelle – in der Öffnung findet sich auch das Kreuz. Für viele Besucher eine der gelungensten der 7 Kapellen.


Links zur Kapelle Ludwigschwaige
































Kapelle Oberbechingen von Frank Lattke

Einen der schönsten Innenräume hat die Kapelle von Architekt Frank Lattke bei Oberbechingen ganz im Westen von Bayern. Das Kreuz im Inneren wird nur durch schmale seitliche Glasfenster beleuchtet. Und von Außen wirkt vor allem die Tatsache,  dass der Architekt mit einem besonderen Dachfirst über der Diagonalen spielt.  Die Kapelle liegt am Rande des Naturschutzgebietes Dattenhauser Ried. 


Link zur Kapelle Oberbechingen
























Ein Ausflugstipp von www.bayern-evangelisch.de (Evangelische Landeskirche in Bayern) von Juli 2020.

https://youtu.be/f7RLpk7wKkY

Kapelle Unterliezheim von John Pawson

Schlicht und spektakulär ist die Kapelle bei Unterliezheim, entworfen vom berühmten britischen Architekten John Pawson. Er hatte bereits die Moritzkirche in Augsburg umfangreich renoviert und so konnte der Augsburger Dekan Helmut Haug den Kontakt zu John Pawson herstellten. Bei seiner Kapelle hat er sich an einem großen Holzstoß orientiert. Und so vermutet man beim Blick aus der Ferne einen Holzstapel am Waldrand. Für die Kapelle wurden 40 Douglasien jeweils mit einer Länge von 12,5 Metern verarbeitet. Für mich einer der Höhepunkte unter den 7 Kapellen.


Link zur Kapelle Unterliezheim
























Ein Ausflugstipp für RTL/TV Bayern im August 2020 mit spannenden Interviews mit Dekan Helmut Haug aus Augsburg und Landwirt Franz Mayer von der Ludwigschwaige.

https://youtu.be/LS_awRr6O1I

Kapelle Kesselostheim von Staab Architekten

Zeitgenössische, moderne Architektur in Holz – so wie man sie im schwäbischen Kesseltal garantiert nicht erwartet. Entworfen wurde die Kapelle bei Kesselostheim vom berühmten Architekten Volker Staab und seinem Team in Berlin. Auch für ihn, von dem unter anderem das neue Museum in Nürnberg oder die Synagoge in Regensburg stammen, ein außergewöhnliches Projekt. Zum ersten Mal in seinem Berufsleben, so Volker Staab bei der Einweihung, durfte er den Standort selber aussuchen. 33 Tonnen Holz und zwei Tonnen Stahl wurden für den 14 Meter hohen Turm verwendet. Wer im Inneren steht und nach oben sieht, erblickt das Kreuz am Himmel. Eine Kapelle vor allem für schönes Wetter, denn bei Wind und Regen ist es im Inneren eher ungemütlich.


Link zur Kapelle Kesselostheim
























Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im September 2020.

https://youtu.be/sgmS74DxNoc

Kapelle Emersacker von Wilhelm Huber

Bei Emersacker steht die Kapelle von Architekt Wilhelm Huber. Sie entfaltet ihre Wirkung vor allem durch drei blaue Glasfenster ganz oben in der Kapelle. Durch sie fällt starkes blaues Licht auf das Kreuz und die Besucher und taucht die Kapelle in eine ganz besondere Stimmung.


Link zur Kapelle Emersacker












Kapelle Gundelfingen von Hans Engel

Als erste Kapelle wurde 2018 die von Hans Engel bei Gundelfingen fertig gestellt. Sie steht nahe dem Kernkraftwerk Gundremmingen und lädt mit Sprüchen von Philosophen und Weltreligionen zum Nachdenken ein – auch wegen der Nachbarschaft zum Atommeiler. “Alles was gegen die Natur ist, hat keinen Bestand”, wird hier Charles Darwin zitiert. 


Links zur Kapelle Gundelfingen












Beitrag aus der Abendschau im BR Fernsehen im Septemter 2019.

https://youtu.be/2znm0AIPWKI

7 Kapellen – offizielle Website

#messerindertasche: Aiwanger

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und journalistisches Gespür. Diese Kombination war es, durch die mein Mitschnitt einer Rede von Hubert Aiwanger (Freie Wähler) einige Tage bayerische und auch nationale Medien beherrschte. In Rundschau und Abendschau und bei BR24 machten wir die, wie ich finde unverantwortliche Aussage des stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten öffentlich. Wohlgemerkt war es kein Kommunalpolitiker oder Hinterbänkler, der diese Aussage gemacht hat: “Ich bin überzeugt, Bayern und Deutschland wären sicherer, wenn jeder anständiger Mann und jede anständige Frau ein Messer in der Tasche haben dürfte und wir würden die Schwerkriminellen einsperren.“

Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister, sagte das bei der Eröffnung der Internationalen Jagd- und Schützentage auf Schloss Grünau am Freitag, 11. Oktober 2019. Normalerweise verbreiten Grußworte von Ministern bei Veranstaltungen wie dieser eher Langeweile und ich schneide sie nicht mit. Doch hier wurde mir schnell klar, dass Aiwanger seinen Jägerfreunden etwas beweisen wollte. Und so filmte ich die Rede, die nicht nur wegen dieses Zitats unverantwortlich war. Aiwanger nutzte den Auftritt, um gegen alle, die anders denken und ticken als er zu polemisieren. Weitere Zitate:

„Wir müssen uns jetzt öffentlich noch mehr gegen diese Spinner zur Wehr setzen. (…) Wenn dann die Veganer uns angreifen, dann gehen wir mal gemeinsam drauf und sagen wir, wovon lebst denn Du überhaupt. Du lebst doch gar nicht gesund, schau Dich doch mal an. Meistens sieht man es ja schon am Aussehen an.“

„Die Natur braucht mehr denn je eine ordentliche Begleitung. (…) Und das sind nicht radikale Klimademonstranten, die sich auf die Straße setzen, sondern das sind die Jägerinnen und Jäger.“

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Große Resonanz in den Medien

Viele Medien griffen das Messer-Zitat Aiwangers auf. Und es gibt daran nichts zu deuten: Aiwanger rief zur Bewaffnung und Selbstverteidigung auf. Anständige Bayern dürfen das, so sein martialisches historisches Weltbild. Gerade in Zeiten, in denen der Ton rauher wird, eine unverantwortliche Aussage. Die Kommentare der Opposition und der Medien waren eindeutig.

https://www.br.de/mediathek/video/aiwanger-bei-eroeffnung-der-jagdmesse-uebers-ziel-hinausgeschossen-av:5da49c6ae364e900134aebfe

Der BR im Online-Auftritt am 14. Oktober: „Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze beklagte, Aiwanger inszeniere sich derzeit als volkstümlicher Bierzeltminister. “Seine Empfehlung an die Bayerinnen und Bayern, im Alltag ein Selbstverteidigungsmesser mitzuführen, ist nicht nur dumm, sondern auch gefährlich”, sagte sie dem BR.

Es sei Aufgabe der Polizei, für Sicherheit auf den Straßen und Plätzen zu sorgen; sie habe das Gewaltmonopol. “Wer zur Selbstbewaffnung der Bürgerinnen und Bürger aufruft, redet einem Faustrecht das Wort.”

https://www.br.de/nachrichten/bayern/aufruf-zur-selbstbewaffnung-kritik-an-aiwanger-aussage,ResH5UO

Und am 15. Oktober zitiert der BR die Polizeigewerkschaft: „Kritik am Aiwanger-Zitat kam auch von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Bayern. Deren Landeschef Rainer Nachtigall betonte, die Sicherheitslage in Bayern sei – auch dank der Polizei – so gut, dass “wir als DPolG Bayern nichts von dem Vorschlag von Hubert Aiwanger halten”. Viel wichtiger wäre laut Nachtigall, erst einmal ein “Lagebild Messerangriffe” zu erstellen, “ob überhaupt so viele Messerangriffe stattfinden oder ob es nur ein subjektives Gefühl durch die Berichterstattung ist”.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/messerindertasche-aiwanger-bezichtigt-gruene-der-luege,Rey0HXJ

Aiwanger und der Rechtsstaat

Hubert Aiwanger macht das, was man in solchen Situationen gerne macht – man geht zum Gegenangriff über. Er bezichtigt die Grünen der Lüge, sagt die Vorwürfe seien „zusammengelogen“. Naja, so einfach ist es nicht. Seine Aussage ist schließlich dokumentiert und eindeutig. Und auch Aiwangers Satz, dass man Schwerkriminelle wegsperren müsse, mutet schon merkwürdig an in einem Rechtsstaat. Der Freistaat Bayern sperrt Schwerkriminelle weg und Aiwanger ist Teil der Regierung dieses Staates.

Auch der Kommentar „Aiwangers beschämende Messer-Äußerung“ aus der Süddeutschen Zeitung vom 15. Oktober ist eindeutig:

„Egal, wie lange Hubert Aiwanger noch Wirtschaftsminister sein wird, er wird als Politiker in Erinnerung bleiben, der von einer Peinlichkeit zur nächsten stolperte. Er selbst gefällt sich anscheinend immer besser in der Rolle des Spalters und Provokateurs. Der klassische Aiwanger-Auftritt funktioniert stets nach gleichem Muster: Er spricht ein Thema auf möglichst schlichte Weise an und teilt dabei die Welt in “Die” und “Wir”. “Die” sind immer Veganer, Grüne, Städter und sonstige Deppen. “Wir” sind brave, anständige, vernünftige Bürger, Bauern, Schützen, Autofahrer oder geerdete Niederbayern.

 Leider gibt es mehr als genug Leute, die auf diesen klassischen Populisten-Trick reinfallen und Aiwanger für jeden Unsinn zujubeln. Auf den Internationalen Jagd- und Schützentagen auf Schloss Grünau sagte er am Wochenende: “Ich bin überzeugt, Bayern und Deutschland wären sicherer, wenn jeder anständige Mann und jede anständige Frau ein Messer in der Tasche haben dürfte, und wir würden die Schwerkriminellen einsperren. Das wäre der richtige Weg.”

 Das sind beschämende Sätze für einen stellvertretenden Ministerpräsidenten. Er ist also anscheinend der Meinung, dass Schwerkriminelle hierzulande nicht eingesperrt werden – da könnte er sich vielleicht mal beim Innen- oder Justizminister informieren, wie Polizei und Justiz funktionieren. Dann wüsste er auch, dass speziell “Schwerkriminelle” sehr wohl eingesperrt werden. Seine Äußerung lässt sich aber auch so interpretieren, dass sich anständige Bürger mit Messern bewaffnen sollten, weil Bayern unsicher ist. Das ist nicht nur falsch, es ist sogar gefährlich, auch wenn es Aiwanger anders gemeint haben will.

Mit dem eigentlichen Thema – dem möglichen Verbot von bestimmten Messern in der Öffentlichkeit und den Sorgen der Brauchtumsvereine – hat Aiwangers Dahergerede nichts mehr zu tun. Aber es geht ihm ja auch um das Schüren von Emotionen und nicht um praktische Politik, die halt immer ein bisschen komplexer als ein Stammtischspruch ist. Am Wochenende treffen sich die Freien Wähler zur Landesversammlung. Man darf gespannt sein, auf wen Aiwanger dann eindrischt und wie lange die Partei seine Ausfälle noch mittragen will.“

https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-aiwanger-messer-waffen-kommentar-1.4641863

Mit Humor

Und dann die Versuche, die Entgleisung mit Humor leichter erträglich zu machen:

Zum Beispiel bei „Ringlstetter“ im BR Fernsehen

https://www.br.de/mediathek/video/ringlstetter-aiwanger-und-das-messer-av:5da97416655a6f001a5b16c7

Das Ende der Welt von Helmut Schleich

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowelt/ende-der-welt-messer-hubert-100.html

Die Glosse aus dem ZEIT Magazin vom 16.10.19.

https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-aiwanger-messer-waffen-kommentar-1.4641863

Zu Fuß durch die “Fränkische”

Einfach zu Fuß loslaufen. Kleines Gepäck. Ein paar Gedanken im Kopf. Die Fränkische Schweiz als Ziel. Doch ist das im 21. Jahrhundert überhaupt noch angesagt – einfach ein paar Tage gehen, wandern? Wo doch aufgemotzte Autos, Cabrios, Motorräder oder mindestens Mountainbikes angesagt sind. Ja, wandern ist angesagt. Warum? Gründe gibt es viele. Freiheit, Gedanken, Kulinarisches, Landschaft, Langsamkeit, Menschen, Nachdenken, Natur, Ruhe, Selbsterfahrung, Traumhaft, Tiere. Und im Laufe meiner Wanderung kommt noch eine wichtige Erkenntnis dazu … Ich möchte Euch Mut machen, es selbst auszuprobieren. Viele träumen davon.

Vorbereitung

Die Vorbereitung: einen Ausgangspunkt wählen, der gut mit dem Zug zu erreichen ist. Mit der Anreise per Bahn stimmt man sich gut ein und nimmt schon mal ordentlich Tempo raus. Denn darum geht es ja. Mein Ausgangspunkt ist Forchheim.  Und rund um Bamberg soll die Tour enden. Gut drei Tage nehme ich mir Zeit; wie ich finde eine vernünftige Länge, vor allem weil ich ja keine Routine habe. Wichtig für mich: wenig Gepäck. Ich bringe es vielleicht auf sieben Kilo: Wechselkleidung, Lesestoff, Notizbuch, Fotoapparat, kleines Proviant, ein Liter Wasser, Wanderstöcke, Ladegerät und -kabel, Powerbank, Handy, denn ich habe mich für die App “Komoot” entschieden. Mit ihr finde ich mich gut zurecht, auch wenn sie manchmal viel zu umständlich ist. Sie braucht aber viel Strom und deshalb gehört die Powerbank zur Grundausstattung. Jetzt braucht es nur noch etwas Mut und los geht’s.

Wanderung

Ich starte in Forchheim, Heimat. Der Kellerwald seit jeher ein magischer Ort. Unter riesigen Laubbäumen geht man “auf den Keller”. Eine fränkische Eigenart. Die Keller waren einst die Stollen, in denen man das Bier kühl lagerte. Heute kann man dort wunderbar Brotzeit machen. Noch ein paar Kilometer weiter ist Serlbach meine erste Station; eine Nacht im Gasthaus zu den Linden.

Die beste Entscheidung meiner Wanderung: früh loslaufen angesichts der Hitze  – Start mit dem ersten Licht um 5.30 Uhr. Der Tag beginnt und ich laufe dem magischen “Walberla“, für mich der Berg der Franken, entgegen. Offiziell heißt der Berg Ehrenbürg, 531 m hoch. Soll schon ein Kultplatz der Kelten gewesen sein – das verwundert nicht, denn bis heute hat das Walberla – der Name stammt vermutlich von der heiligen Walburga – eine ganz besondere Anziehungskraft. Die Fotos vom Walberla oben.

Abstieg Richtung Leutenbach – alle Dörfer liegen im Tal und ich sammle ordentlich Höhenmeter. Wieder rauf durch einen schattigen Buchenwald auf die Höhe in Richtung Hetzelsdorf. Der Brauereigasthof Penning-Zeissler dort ein Muss. Diese Kombination von schattigen Wanderwegen in phantastischen Wäldern und weiten freien Strecken auf den Höhenzügen der Fränkischen und dazu die Brauereien und Keller in markanten Dörfern – das macht die “Fränkische” aus.

Weiter geht’s: von Hetzelsdorf über Wannbach, entlang des Terrassen des nahezu ausgetrockneten Weißenbach in Richtung Ebermannstadt. Dann komme ich am historischen Judenfriedhof von Pretzfeld und dem neuen Friedwald von Ebermannstadt vorbei. 28 Kilometer die erste große Tagesetappe bis Ebermannstadt.

Am Ende sind es rund 80 Kilometer von Forchheim über Ebermannstadt und Streitberg bis Bamberg.

Am nächsten Tag zunächst ein kleiner Schlenker durchs Wiesenttal nach Streitberg. Die Sonne geht über der Ruine Neideck auf und erhellt nach und nach Streitberg – magische Momente. Auf dem “Frankenweg” hoch über Streitberg, weiter Richtung Unterleinleiter, Tiefenstürmig, Tiefenhöchstädt, den Sender Kälberberg, Mistendorf bis nach Geisfeld – nach 34 km Belohnung auf dem Keller der Brauerei Griess.

Und schließlich am letzten Tag durch den Hauptsmoorwald hinein nach Bamberg, noch einmal gut 10 km.

Erkenntnisse

“Hart aber herzlich” und pragmatisch, so sind die Franken. Ehrlich interessierte Menschen begegnen mir, die sich gerne in Gespräche verwickeln lassen. Sei es auf dem Mountainbike oder auf dem Keller. Nur Wanderer, die begegnen mir kaum. Stattdessen – wenn man immer tiefer in den eigenen Wanderrhythmus eintaucht – Kopfschütteln über die Fortbewegung der Menschen. Da werden die schicksten Cabriolets und die fettesten Maschinen bewegt – die eigenen Füße werden kaum noch gebraucht. Der “FD”, der Fränkische Tag, bei dem ich einst mein journalistisches Handwerk erlernte und der mich auf der Wanderung begleitet, schreibt auf Seite 2 groß vom Klimawandel. Ich erlebe den Wandel Tag für Tag. Das ausgetrocknete Plateau des “Walberla”, vertrocknete Mais-Wüsten mit aufgebrochenen wüstenartigen Böden auf so manchem Hochplateau in der “Fränkischen”. Wir erregen uns über Donald Trump und andere, die den Klimawandel einfach leugnen. Dabei leugnen wir ihn durch unser auto-mobiles Verhalten ja selber Tag für Tag. Selbst die geringsten Strecken zum liebevollen Dorfladen von Unterleinleiter legen die Einheimischen noch mit dem Auto zurück.

Bei so einer Wanderung lernt man die Natur von einer anderen Seite kennen. Rehkitz, Ringelnatter und Feldhasen – intakte Wälder, die auch bei größter Hitze kühl bleiben – die Wanderung lehrt einen so manche Achtsamkeit – vor der Natur, vor einem selbst, vor anderen. Zur Nachahmung empfohlen!